Kennst du das? Du hast ein Pferd und dir wird gezeigt, wie du mit deinem Pferd umgehen sollst. Wie du es trainieren sollst. Oder dich inspiriert ein Trainer und du willst das auch mit deinem Pferd genau so umsetzen, weil es so schön, frei und vertrauensvoll aussieht. Die Bandbreite an Möglichkeiten, welche Art du einschlagen kannst, ist rießig!
Mit 14 Jahren bin ich durch den damaligen Stall, wo Tara stand, das erste mal auf Natural Horsemanship nach Parelli gestoßen. Ich war so fasziniert darüber, wie dieser Mann mit seinem Pferd auf dem Reitplatz ohne Sattel und ohne Trense in allen Gangarten geritten ist. Wir tauschten uns aus. Die schlechte Nachricht war, ich konnte Tara nicht mehr reiten ( zu groß und zu schwer auf Dauer). Die gute Nachricht: Natural Horsemanship ist mehr als nur freies Reiten!
So legte sich mein Grundstein für die Bodenarbeit und das Sein mit dem Pferd. Seit bereits 15 Jahren praktiziere ich Natural Horsemanship. Zuerst mit Tara, mit der Zeit auch mit verschiedensten Pferden. Ältere Pferde bis zu Jungpferden, die noch nicht viel Erfahrung im Umgang mit Menschen hatten. Was passierte in diesen 15 Jahren noch?
Natürlich lernte ich andere Arten kennen. Parallel zum Horsemanship entdeckten Tara und ich unsere Leidenschaft der Zirzensik. Ich las viel über Zirkuslektionen, wie man sie einem Pferd beibringt. Ich tauschte mich mit Pferdebesitzern und Trainern international aus (So verbesserte sich gleichzeitig mein Englisch noch mit dazu). Unumgänglich kam zu unserem Horsemanship und Zirzensik Training die Freiarbeit dazu, die uns komplett machte.

Wir erreichten viel. So viel. Tara vertraute mir blind. Ich konnte sie auf den Rücken legen, sie legte sich vertrauensvoll flach neben mich, imponierte mit ihren tollen Steigkünsten und konnte seitwärts auf mich zu gehen auf ein Zeichen. Dies und viel mehr konnten wir zwei umsetzen und der Welt zeigen.
Da gab es aber eine Herausforderung für mich. Ich konnte und wollte mich nie ganz einer Methode anschließen. Im Horsemanship erkannte ich die Schattenseite, wenn es nur auf ein Funktionieren hin heraus lief. In der Zirzensik die Tatsache, dass es nur für Futter gemacht wird und in der Freiarbeit die Tatsache, dass auch mal ein klaren NEIN vom Pferd kommen kann, was mich frustrierte.
Mit den Jahren, in denen auch ich Erwachsen wurde, erkannte ich, dass mehr dahinter ist als nur Training und Abrichten. Ich reflektierte zum Einen, was Tara wirklich Spaß machte. Überprüfte, wie unsere Beziehung nach jahrelangem Horsemanship wirklich ist. Ich fing an, Tara zuzuhören, und nicht mehr nur im Außen nach Lösungen zu suchen.
Was kam raus? Nichts davon war schlecht, was wir machten. Manche Herangehensweisen durften aber überdacht werden. Ich wurde mit mir als Mensch konfrontiert. Mir wurde bewusst, wie sehr ich Kontrolle auf Tara ausübte. Also machte ich das Gegenteil, ich fing an, ihr zu vertrauen.
Wenn sie weg lief, war es ok für mich. Ich tat nicht mehr alles, sie wieder zu mir denken zu lassen. Ich gab ihr und vor allem mir Raum, und nahm mir meinen Druck raus, Erwartungen entsprechen zu müssen. (Teil von meinen Themen). Mit den Monaten und Jahren veränderte sich unsere Beziehung. Manchmal dachte ich, es wird langweilig. Aber es wurde alles andere als langweilig. Ich konnte sie als Handpferd los machen und frei neben mir und dem anderen Pferd im Wald laufen lassen. Sie war frei. Und blieb immer in unserem Blickfeld. Ich konnte im Gelände Tara los machen und mit ihr Tricktraining machen. Sie lief nie weg. Nur unser Radius hat sich vergrößert.
Was ich damit sagen will, am Ende kommt es weniger auf die Methode an, die du und dein Pferd machen, sondern viel mehr auf deine innere Haltung und deine Gefühle. Dein Pferd ist dein bester Lehrmeister.
Ist eure Beziehung gefestigt und du mutig genug, genau wie ich, hinzuschauen was du wirklich auf dein Pferd projizierst, kann es nur besser werden. Es ist verdammt unangenehm, mit sich und seinen Themen konfrontiert zu sein. Aber am Ende ist es immer gleich. Es sind zwei Wesen, die miteinander in Beziehung treten, wie Mensch und Mensch. Und jeder ist so, wie er ist. Jeder soll und darf sich zeigen dürfen. Man darf immer den Kurs ändern. Flexibel bleiben. Neue Wege gehen. Altes auffrischen.

Die Methoden sind nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Die Sahnetorte sind du und dein Pferd. Ihr zwei als ganzes, kompaktes und facettenreiches Wesen, mit Bedürfnissen und Talenten. Erinnere dich immer wieder daran, wenn du dich mit deinem Pferd festgefahren fühlst: Die Methoden sind die Kirschen.
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